Die letzten Tage und Wochen - Eine Hilfe zur Begleitung

 

An dieser Stelle haben wir einige Auszüge aus dem oben angeführten Begleitheft von Dr. Daniela Tausch als erste Hilfe aufgeführt.

Für weiterführende Fragen würden wir gerne mit Ihnen persönlich ins Gespräch kommen: Ihre Renate Rath oder Schwester Kristin über Tel. 039483/70144.

 

"Die Zeit des Sterbens ist für viele Angehörige und Freunde eine Zeit der Krise, der Angst und der Unsicherheit. Vielleicht geht es auch Ihnen so, dass Fragen Sie belasten?

Wir möchten Sie in diesen Fragen und Zweifeln begleiten und Sie mit unseren Gedanken unterstützen. wir möchten mit dieser Broschüre jedoch keine Regeln aufstellen, keine starren Abfolgen benennen, sondern Ihnen Hilfe geben und Wegbegleiter sein.

Die letzte Lebenszeit

Der sterbende Mensch zieht sich mehr und mehr von der Außenwelt zurück.

Es beginnt eine Zeit, in der er  sich nach innen wendet.

In Träumen, im Halbschlaf oder auch im monologhaften Gespräch hält er Rückblick auf sein Leben, zieht gleichsam Bilanz.

Mit der Hinwendung nach innen hat der Sterbende weniger das Bedürfnis zu sprechen. Worte verlieren ihre Wichtigkeit.

Wenn wir uns als Begleiter auf das schweigende Zusammensein einlassen können, können wir die heilende Kraft der Stille erfahren.

 

Oftmals ist die Unsicherheit der Zeit gegenüber belastend.

Wieviel Zeit bleibt mir noch ? - so fragt der Sterbende.

Für Sie als Angehörige mag es bedeuten: Wie lange kann ich die Belastung noch tragen?

Wenn wir mit unseren Gedanken zusehr in die Zukunft gehen - wie lange wir das noch mittragen können- so belastet dies uns mehr, als wenn wir uns vergegenwärtigen, dass wir für den jetzigen Moment die Kraft bekommen.

Der jeweilige Moment ist leichter zu ertragen, als die gedachte Zukunft.

Denken Sie daran, jetzt die Entlastung unseres Hospizdienstes anzunehmen -Tel. 039483/70144.

Berührung

Manchmal möchte der sterbende Mensch die sanfte Berührung Ihrer Hand spüren.

Dann, zu anderen Zeiten, ist vielleicht die Berührung störend.

Versuchen Sie zu erspüren, was der andere möchte. Vielleicht können sie ihn auch fragen.

Essen und Trinken

Durchs Essen führen wir unserem Körper Energie zu. Wir essen, um zu leben.

Wenn der Körper zu sterben beginnt, dann ist es ganz natürlich, dass er nichts mehr essen möchte.

Die Essgewohnheiten verändern sich langsam. Der Appetit kommt und geht.

Flüssiges wird fester Nahrung vorgezogen. Eine andere Art von Energie wird wichtig.

Zu betsimmten Zeiten mag der Sterbende nicht mehr essen, hat aber großes Verlangen zu trinken.

Wenn das Trinken mit Schnabeltasse oder Trinkhalm zu beschwerlich wird, geben Sie kleine Mengen Flüssigkeit teelöffelweise.

Wichtig ist es , den Mund  immer wieder zu befeuchten, z.B. mit Eiswürfeln aus Tee oder mit einem feuchten Waschlappen.

Das Legen einer Magensonde spielt zu diesem Zeitpunkt in der Regel keine Rolle mehr.

Suchen Sie hierzu auf alle Fälle vor jeder Entscheidung das Gespräch, z.B. mit  dem Hospizdienst : Tel. 039483/70144.

Fehlende Orientierung

Der sterbende Mensch schläft immer mehr. Er hat bildlich gesprochen schon einen Fuß in der anderen Welt, am anderen Lebensufer.

Er verliert jedes Zeitgefühl, erkennt anwesende Personen möglicherweise nicht mehr, was für diese schmerzlich ist.

Er sieht und spricht vielleicht auch zu Menschen, die schon gestorben sind, fühlt sich von diesen abgeholt.

Es ist wichtig, ihm seine Realität zu lassen, indem wir zuhören und so versuchen, etwas von seiner Welt zu erfahren.

Unruhe

Der sterbende Mensch ist zu manchen Zeiten unruhig. Es kann sein, dass er an den Leinentüchern zupft, ziellose Arm- und Beinbewegungen macht oder die Finger ohne einen ersichtlichen Grund schüttelt.

Dies sind Zeichen, dass er den Bezug zu dieser Erdenwelt verliert.

Wenn wir ruhig an seinem Bett sitzen und ihm vermitteln, dass er nicht alleingelassen ist, kann er oft ruhiger werden.

Körperliche Veränderungen

Es ist heute möglich geworden, nahezu allen Menschen für die letzte Phase ihres Lebens Schmerzlinderung zuzusichern.

Die Schmerzbehandlung mit Morphium ermöglicht in einer Vielzahl an Krebs erkrankten Menschen Schmerzfreiheit, bei gleichzeitig erhaltendem Bewusstsein. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder dem SAPV-Team Ihrere Region > Kooperationspartner.

 

Folgende körperliche Veränderungen zeigen, dass der Körper seine Kraft verliert:

- der Blutdruck sinkt

- der Puls verändert sich

- die Körpertemperatur verändert sich (Schwitzen oder Frieren)

- veränderter Atem: schneller oder viel langsamer oder ein Pusten, Rasseln, Gurgeln, Atempausen stellen sich ein ...

All diese Verändeungen des Atems kommen und gehen, manchmal tagelang.

 

Für uns als Begleiterinnen und Begleiter kann es schmerzlich und beunruhigend sein, den unruhigen Atem mit anzuhören.

Wichtig ist, dass wir selbst tief und regelmäßig durchatmen und hin und wieder das Zimmer verlassen, um wieder Kraft zu sammeln.

Koma

Manche Menschen fallen in den letzten Tagen in ein Koma.

Auch wenn der Betreffende nicht bei Bewusstsein ist, hört er alles mit.

Der Hörsinn ist der letzte Sinn, der schwindet.

Reden sie also in seiner Gegenwart, wie Sie mit ihm reden würden, wenn er bei Bewusstsein wäre.

Es ist keineswegs zu spät z.B. zu sagen: 'Es tut mir leid' oder 'Ich liebe Dich' oder was immer Sie sagen möchten.

Wir können unseren Sterbenden durch unser Atmen begleiten, indem wir unseren Atem dem seinen anpassen.

Dadurch kann eine tiefe Verbundenheit entstehen.

Mögliche Anzeichen des nahen Todes

- Die Augen sind offen oder halboffen, aber sehen nicht wirklich. Es ist, als ob diese in die Ferne schauen.

- der Mund ist offen.

- Die Körperunterseite, die Füße, Knie und Hände verfärben sich dunkler.

- Der Puls wird schwächer.

- Die Pupillen reagieren immer weniger auf Lichteinwirkung.

Der Sterbende wird teilnahmsloser und gibt keine Reaktionen mehr auf seine Umwelt.

Der Tod tritt ein, wenn Herzschlag und Atem aufhören.

Was manchmal wie der allerletze Atem zu sein scheint, wird noch von einem oder zwei Atemzügen vollendet.

 

Eine Wandlung, die wir nicht erklären oder verstehen, sondern nur erahnen und auf dem Gesicht des Gestorbenen wahr nehmen können, vollzieht sich.

Da hatte er gerade noch schwere Kämpfe zu durchstehen, das Loslassen wurde unsagbar schwer, und nun liegt ein zufriedener Ausdruck auf dem Gesicht.

 

Manche Angehörige haben quälende Schuldgefühle, wenn sie im Augenblick des Todes nicht bei dem Sterbenden waren,

weil sie vielleicht telefonieren waren, sich etwas zum Essen holten oder vorher abreisen mussten.

Die Erfahrung zeigt, dass der Sterbende häufig geht, wenn er alleine ist.

Vielleicht ist es so für den Sterbenden leichter, sich von dieser Welt und den geliebten Menschen zu lösen?

Und: 'Der Moment des Sterbens gehört dem Sterbenden, es ist sein Moment des Überganges.'

Manchmal, aber nicht immer,  wird es uns geschenkt, dabei zu sein und dadurch etwas von dieser anderen Welt zu erahnen.

Unmittelbar nach dem Tod

Werden Sie nicht gleich aktiv. Lassen Sie die Stille und Besonderheit dieses Augenblickes auf sich wirken.

Sprechen Sie einen Dank oder eine Bitte um Vergebung aus. Lassen Sie ihre Gefühle zu.

 

Lassen Sie sich Zeit.

Vielleicht ist es Ihnen auch unheimlich, alleine mit dem gestorbenen Körper zu sein.

Haben Sie keine Scheu, jemanden um Hilfe anzurufen, Ihre Freundin, einen Freund oder uns vom Hospizdienst: 039483/70144.

 

Verständigen Sie dann den Arzt, damit er einen Totenschein ausstellen kann.

Wenn es mitten in der Nacht ist, können Sie ruhig bis zum nächsten Morgen warten.

In der ersten Stunde vor dem Einsetzen der Leichenstarre, ist es leichter, den Gestorbenen zu recht zu machen.

Behandeln sie ihn mit Achtung und Respekt.

 

Manchmal entleert der Verstorbene noch einmal willenlos die Blase oder den Darm. Es ist eine reine Körperfunktion und hat mit dem Menschen nichts mehr zu tun. 

Vielleicht haben Sie den Wunsch, den Körper  des Menschen zu waschen und sich so zum letzten Mal von ihm zu verabschieden.

 

Richten Sie das Zimmer, indem Sie die Arzneien und Pflegemittel entfernen.

Zünden Sie Kerzen an. Legen Sie, wenn Sie mögen, frische Blumen auf den Leichnam.

 

Lassen Sie sich Zeit, Abschied zu nehmen und versuchen Sie, innerlich zur Ruhe zu kommen.

Wenn Sie das Gesicht des Gestorbenen betrachten, können Sie vielleicht sehen, wie alle Anspannung gewichen ist und es Frieden ausstrahlt. Wenn Sie das Bedürfnis haben, sprechen Sie mit dem Gestorbenen, begleiten Sie ihn mit ihren Gedanken auf seinem für uns unsichtbaren  Weg. Lassen Sie Erinnerungen an gemeinsame Begegnungen auftauchen.

 

Sie können ohne Schwierigkeiten den Gestorbenen für 24 Stunden in der Wohnung behalten, um Zeit zu haben, Abschied zu nehmen oder damit entferntere Freunde sich auch noch verabschieden können.

Manchmal ist es für Freunde, die weit weg wohnen und nicht kommen können, sich also nicht vom Körper verabschieden können, viel schwieriger zu begreifen, dass der geliebte Mensch tot ist. Das Geschehe bleibt unwirklich. Für sie kann es hilfreich sein, wenn wir den Leichnam fotografieren. Sie können dann etwas von dem Frieden erahnen und verstehen, dass der andere wirklich tot ist.

---------------------------------------------------------Da ist ein Land der Lebenden und da ist ein Land der Toten.--------------------------------------

Und die Brücke zwischen beiden ist die Liebe,

das einzige Bleibende, der einzige Sinn.

(Thornton Wilder)

Das gesamte Heft, Unterstützung, Entlastung, Beratung und Gespräch erhalten Sie über:

Frau Renate Rath oder Kristin Gloger Tel. 039483/ 70144